Natürlich spielen Tag, Uhrzeit und Wetter bei der Besucherzahl eines Fußballspiels, für das man jederzeit noch an der Tageskasse eine Eintrittskarte bekommt, auch eine Rolle.
Die Anzahl der Fans, die sich ein Amaspiel am Bruchweg angucken, hängt allerdings meiner Wahrnehmung nach auch direkt davon ab, wie die Profis am Vortag abgeschnitten haben. Wurden die Erwartungen (die diese Saison ja immer höher werden) nicht oder nur teilweise erfüllt, bekommen die Amas die Chance, das Wochende fußballerisch noch zu retten.
So also auch heute. In den Medien war das Spiel gestern aber längst nicht so schlecht weggekommen, wie es sich im Block anfühlte. Ist ja schon auch schön, irgendwie.
Stadionhefte gab es diesmal keine an der Kasse, es hieß, daß die Ordner drinnen, vielleicht... hatten sie aber auch nicht. Und auch keine Aufstellung, was für Kurzsichtige und mit ziemlicher Gesichtsblindheit Geschlagene wie mich eine Herausforderung darstellt. Kaum weiß ich, wer welche Nr. auf dem Trikot hat, ist es beim nächsten Spiel wieder anders...
Ich finde Schalke eklig. Also den Verein als ganzen. Wie kann man sich von Gazprom... iiihhhh. So etwas faßt man nicht an. Unter Zuhilfenahme eines Zielfernrohrs erledigt man so etwas aus sicherer Entfernung.
Aber hier geht es im Fußball und da ist so etwas - zurecht - nicht erlaubt. Aber mir persönlich hätte es schon besonders Freude gemacht, wenn die Amas gewonnen hätten.
Die gute Nachricht zuerst: die 'Kleinen' haben zwei Tore geschossen und die Hoffenheimblauen aus Gelsenkirchen nur eins.
Und jetzt die schlechte: Das erste (11. Min.) war ein Eigentor von Jurij Krause. Kleinheider hätte den Ball sicher gehabt, aber Krause tritt ihn für seinen überraschten Goalie unhaltbar in die Torecke.
Albert Streit, der vermutlich teuerste Regionalligaspieler ever, fiel schon nach knapp 5. Min dadurch auf... ich sag' mal, er hat seinen Namen zurecht.
In der 8. Min. ein übel aussehendes Foul, das aus unserer Ecke mit dem obligatorischen "Mörder!"-Rufen kommentiert wurde.
Apropos Kommentare: Der Trainer - oder derjenige, den ich dafür halte - der Blauen brüllt die ganze Zeit unablässig vor sich hin. Ebenfalls machen das andere Leute in der Schalker Coaching-Zone, die wir von oben her nicht sehen können; sichtbar für uns ist lediglich ein zweiter, der möglicherweise der Co-Trainer ist und gelegentlich auch herumschreit. Vielleicht ist er aber auch nur der Informant des KGB, der den Trainer zurechtweist, vor lauter Geschreie aus der Coaching-Zone kann man das nicht so genau verstehen. Nur als einer der beiden "Zuteilung!" röhrt, kann ich mir nicht verkneifen zurückzubrüllen: "Es gibt Orangen!"
Das Spiel ist ziemlich zerfahren und das wird so bleiben. Schöne Balleroberung von Götze, der einen Angriff einleitet, der aber kurz hinter der Mittellinie abgefangen wird.
Jetzt kommt das oben schon erwähnte blitzsaubere Eigentor von Jurij.
Der Linienrichter auf er Haupttribünenseite wirft sich vor jedem Anzeigen von irgendwas in die Brust wie ein Torero, als Schiedsrichterdarsteller würde er in Boulevardkomödien Extraapplaus bekommen. Sollte er jemals mit Pfeife auf den Platz dürfen bekommt Babak Rafati ernstzunehmende Konkurrenz.
Immer wieder gelingen schöne Ballstaffeten, aber dann landet der Ball doch wieder bei den Blauen. Vor allem der große Innenverteidiger, die Nr. 4, scheint den Ball anzuziehen, was in den letzten 20 Min. auffällt, als unsere fast nur noch lange Bälle nach vorne schlagen.
Der Siebener und der Achter (i.e. Streit) fallen immer wieder unschön auf.
In der 25. kommt Konstantin Fring schön mit dem Ball vor's Tor. Es ist sogar einer mitgelaufen und nur noch ein Blauer und der Torwart vor ihm... er wird langsamer... das war eine wunderschöne Torchance, die er selbst ermordet hat. Doch hin und wieder kommen unwiederbringlich aussehende Gelegenheiten wieder und zwei Minuten später trifft Fring zum 1:1.
In Herne-West wird Fußball scheint's mehr diskutiert als gespielt, nicht nur von Albert Streit.
In der 29. Min. bekommt ein Schalker Gelb wegen Meckerns, ich denke, daß es Streit ist, aber er war es wohl doch nicht, denn der bekommt später Gelb.
Wenn die Mainzer auch nur ein bißchen Druck machen, dann gerät Schalke sofort in Unordnung. Leider gelingt das nicht auf Dauer oder oft genug.
In der 35. Min. wechselt der eine Schreihals in der Schalker Coaching-Zone das erste Mal aus - der Eingewechselte darf nicht einmal eine halbe Stunde mitspielen und wird dann wieder ausgewechselt - Höchststrafe.
Der Schalker Torwart springt im Tim-Wiese-Kung-Fu-Stil in einen Mainzer Stürmer, aber die Pfeife bleibt stumm.
Während wir uns noch aufregen, prallen in der Nähe des Mittelkreises zwei Spieler zusammen. Das klingt ziemlich schlimm, aber beide können aufstehen und weitermachen.
Kurze Zeit wird Viktor Riske kurz draußen behandelt und als er wieder aufs Spielfeld kommt, sieht sein Gang es ein bißchen 'hoppelig' aus, vor allem, wenn er langsamer läuft.
Die 2. Halbzeit beginnt mit einer schönen Szene: Der Torwart ist schon aus dem Spiel, aber dann sind den beiden Mainzern zuviele Schalker und doppelt soviel Beine im Weg. Schade.
Unsere Nr. 5 hinkt. Kevin Walthier spielt zuweilen genauso lässig wie Karhan an einem guten Tag, leider nicht ebenso effektiv. Jetzt verläßt er den Platz und Robin Mertinitz kommt.
Die Schalker bringen eine Rolle breites weißes Klebeband quer über den Platz zu ihrem Torwart, der damit seinen rechten Schienbeinschoner fixiert. Sollte er noch einmal "Steh auf, du Sau" schreien, wenn ein Mainzer auf dem Boden liegt, werde ich ihm den Rest der Rolle höchstpersönlich in die Gosche drücken. Auch deswegen, weil eigentlich dauernd irgendwo ein Schalker herumliegt. Eben an der Eckfahne und für mich ohne vorher erkennbare Feindberührung, aber da der eine Fuß in den Kreidekreis der Eckfahne ragt, ruht das Spiel. Kurz darauf liegt ein Hoffenheimblauer in der Gazprom-Coaching-Zone, aber da habe ich nicht mitbekommen, was passierte.
Auch die Amas spielen übrigens fast ausschließlich gegen Mannschaften ohne Hände - jedenfalls wird es ebenso selten gepfiffen wie bei den Großen. Also reklamieren wir pflichtschuldig und automatisch auch dann, als wirklich einmal Handspiel gepfiffen wird.
Ein Schalker prallt mit dem Kopf voran gegen den Mainzer Torpfosten.
Streit läßt sich ohne erkennbaren Grund oder sichtbare Berührung kurz vor der Strafraumlinie in aussichtsreicher Position vor des Mainzer Tores fallen und heischt nach einem Freistoß. Klappt aber nicht, warum auch?
Dem Schalker Torwart gelingt fast gar nichts. Kaum einen Ball hat er sicher, es isr zu schade, daß die Rotweißen daraus gar keinen Nutzen ziehen können.
Jetzt muß der Schalker Einwechselspieler wieder 'raus und der Neue schießt zwei Min. später das 1:2.
Kleinheider dirigiert seine Vorderleute gut hörbar und vernünftig, auch als die erfolglose Spielerei mit den langen Bällen nach vorne beginnt, versucht er, sie zu überlegtem Aufbauspiel zu bringen. So stehen vier unseren kleinen Spieler auf gleicher Höhe in Strafraumhöhe und der nach vorne geschlagene Ball landet immer beim Vierer der Schalker, der einen Gegenangriff einleitet. So geht es wieder und wieder. Kleinheider muß ein paarmal auch außerhalb des Strafraums retten.
Jetzt bekommt schon wieder ein Schalker gelb, den ich für Streit halte, der aber laut kicker.de gar keine bekommen hat. Warum eigentlich?
Ein Mainzer denkt wohl ähnlich und mäht Albert in der Nähe der Mittellinie um. Hinter mir meint einer, daß der Mainzer dafür von ihm eine rote Karte bekäme; als sich herausstellt, daß es Streit war, der von dem Roten umgetreten wurde, sind sich Spieler und Fan wieder einig: Dann muß er es sich wohl verdient haben.
Als die stetige Wiederholung von
- langen Ball nach vorne schlagen
- Schalkes Nr. 4 fängt den Ball mühelos ab
- Spielrichtungswechsel
auch zu Zuschauer zu langweilen beginnt, hören wir plötzlich ein lautes "Peter, wie wär's mit einem Stürmer?" Ich kann den Rufer zuerst nicht festmachen, aber es war Kleinheider. Er hat recht, natürlich hat er recht, aber das ist vermutlich - wenn überhaupt - höchstens eine Frage für die anschließende Mannschaftsbespechung.
Ich bin gespannt, ob Kleinheiders Ruf Konsequenzen für ihn haben wird.
Kurze Zeit drauf kommt Khaibar Armani für Jared Jeffrey, aber er schafft es auch nicht, in den letzten 12 Min. das Spiel noch zu drehen.
Das Spiel endet 1:2 für die Feinde.
Wenigstens hat die fabenhafte A-Jugend gegen den Tabellenführer souverän 3:0 gewonnen. Nur gesehen habe ich es leider nicht, zu der Zeit waren wir noch auf der Autobahn nach Freiburg.
Ich muß also auf die Wiederholung warten.